Hat es Sie auch schon erwischt?

Ein Brief meiner Co-Autorin Christine Li:

Lieber Leserinnen und Leser,

Als erstes hoffe ich, dass Sie und alle ihre Lieben von dem neuen Virus verschont bleiben. Sollten Sie sich dennoch angesteckt haben, so wünsche ich Ihnen Kraft, Gelassenheit und baldige Besserung. Wenn Sie jemanden durch die neue Krankheit verloren haben, sende ich Ihnen mein ganzes Mitgefühl. In so einer Situation sind alle Worte machtlos.

Die eine oder andere Corona-Schrecksituation haben wohl die meisten von uns inzwischen erlebt. So wie ich letzte Woche, als meine Mutter mir schrieb, sie und all ihre Freundinnen, mit denen sich sich immer noch trifft (!!!), hätten jetzt Husten, Halsweh und Fieber. Da meine Mutter einen Herzschrittmacher hat, war ich einigermaßen entsetzt über ihren Leichtsinn.

Vielleicht bringt eine Nachkriegskindheit ein solch dickes Fell mit sich.

Ein Stück weit ist Unverwüstlichkeit eine schöne Sache. Wer mich kennt, weiß, dass ich als Ärztin immer für den optimistischen Umgang mit Krankheiten eingetreten bin. „Virus“ ist lateinisch für „Gift“, und Angst ist für mich das gefährlichste Gift.
Angst vergiftet unser System und macht uns anfällig für Krankheiten, körperlich und seelisch.

Daher plädiere ich keinesfalls für Angst.

Umsomehr plädiere ich dafür, dass wir Rücksicht nehmen und uns umeinander kümmern. Sich in der aktuellen Situation zum Kaffeeklatsch zu treffen und so eventuell die Durchseuchung der Gemeinschaft voranzutreiben, finde ich nicht so cool.

Egoismus und „nach-mir-die-Sintflut“ Denken sind leider ein weiteres typisches Merkmal der Nachkriegsgeneration.

Unverwüstlichkeit und Egoismus sind zwei Seiten der gleichen Medaille, die da heißt: „Das kratzt mich nicht, ich hab schon Schlimmeres erlebt.“

Ein anderer Name dieser Medaille könnte lauten: „Da niemand sich um mich kümmert, kümmere ich mich einfach nur noch um mich selbst.“

Viele von uns haben schon Schlimmeres erlebt. Ich würde fast behaupten, die meisten. Doch bei Corona geht es endlich einmal nicht darum, wer das dickere Fell oder die potentesten Mittel/Waffen/Bankkonten hat.

Corona „kratzt“ uns alle. Das ist großartig. Das ist besonders. Wie besonders es ist, können wir noch gar nicht richtig erfassen.

Ein solches Ereignis bringt uns alle zusammen.

Corona bewirkt intensive Gefühle, und diese schwappen über wie eine Welle. Selbst die, die üblicherweise keine Angst haben, werden erfasst. Das erleben Menschen, die sehen, dass jemand anderes alle Dosen mit Erbsen aus einem Regal zieht, und plötzlich selbst unbedingt Erbsen braucht. Das ist nicht niedrig oder gierig (jedenfalls nicht nur…).

Das ist kein Grund zum Schämen. Die Kaiserin ist ja bekanntlich schamlos. Das gilt auch hier.

Es ist eine Aufforderung, uns still zu beobachten und zu verstehen, dass wir alle viel tiefer miteinander verbunden sind, als wir uns bisher vorstellen können.

Intensive Gefühle schwappen über.
Nicht nur Angst.

Auch Lachen steckt an. Liebe.

Die Begeisterung in einem großen Stadium reißt alle mit.

Emotionale Ansteckung funktioniert aber auch ohne Aufenthalt im gleichen Raum. Sie funktioniert sogar ohne gleichzeitiges vor dem Fernseher Sitzen. Unsere Herzen sind zart und je offener sie sind, umso empfänglicher sind sie für die Emotionen des Kollektivs.

Wir sind verletzlich.

Ich habe keinen Fernseher, ich starre nicht ständig auf mein Telefon. Ich lebe allein in einem Haus in der Wallachei. Ich habe keine Angst vor Krankheiten und als ehemalige Tropenmedizinerin definitiv nicht vor diesem Virus.

Trotz all dessen (und trotz meines nahezu unverwüstlichen Optimismus) erfasste mich vor zwei Tagen die Pseudo-Infektion.

Ich fühlte mich heiß, vibrierend, fiebrig. Der Hals kratzte. Typische Symptome von Covid-19. Vor allem aber typische Symptome von Angst. Es bedufte einer längeren Mediation, ehe ich mich wieder einkriegte.

Wieder einmal fühlte ich meine Menschlichkeit und unsere Verbundenheit.

Angst ist ein intensives Gefühl. Sie wandert von Mensch zu Mensch. Auf Entfernung. Durch Wände. Elektronische Medien können diesen Prozess beschleunigen, weil sie auch weniger offene Menschen erreicht. Aber am Ende kommt sie ohne Technik bei uns allen an. Wir sind die Sender, über die die Angst verbreitet wird.

Weil aber Lachen, Begeisterung und Liebe ebenfalls anstecken, liegt nun alles an uns: Was wollen wir in dieser Zeit der Veränderung in der Welt verbreiten?

Ist es nicht gut, dass die meisten zur Zeit aus ihren gewöhnlichen Pflichten entlassen sind. Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun. Wir müssen gemeinsam eine Gegenbewegung zur Angst schaffen. Deswegen singen die Italiener vom Balkon.
Deshalb streamen portugisische Musiker ein tagelanges Live-konzert aus ihren Wohnungen heraus.
Deshalb hängen die Leute in Deutschland liebevolle Hilfsangebote an die Häuser.

Dies ist eine besondere Zeit und ich bin sehr, sehr optimistisch, dass wir danach in einer schöneren Welt leben können. Das liegt vollkommen an uns.

Nichts wird mehr so sein wie vorher. Das ist sicher. Wir alle gemeinsam entscheiden jetzt, ob es uns allen nach dieser Krise besser geht, oder ob einige wenige noch viel reicher sind und die allermeisten komplett pleite und niemand etwas gelernt hat.

Wenn wir jetzt, anhand von Corona begreifen, dass es niemandem wirklich gut gehen kann, solange es anderen schlecht geht, wenn wir lernen, dass hamstern und raffen uns auch im gewöhnlichen Leben nicht weiterbringen, wenn wir lernen, uns um die Schwächeren zu kümmern, weil wir alle gleichermaßen verletzlich sind – dann kann es doch bald niemandem mehr schlecht gehen. Oder?

In diesem Sinne wünsche ich, dass es uns alle richtig erwischt! Fühlen wir unsere Verletzlichkeit und unsere gegenseitige Abhängigkeit! Der Rest wird ganz einfach.

Statt großer Worte habe ich außerdem noch zwei Lese-Geschenke für alle Leserinnen von Ulja Krautwalds Blog:

1. Eine gratis-„Sonderedition für Freunde“ meines erfolgreichen Seelenwärm-Buches „Zwerglein und Apfelbaum“.

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2. Ein Gastbeitrag zum Thema „Manifestieren“ –
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